Passion und Ostern - Exerzitien im Alltag (Ostersonntag)

Impuls für Ostersonntag / 12. April 2020

Innere Ausrichtung

Ich bereite mir meinen Ort und komme innerlich zur Ruhe. Ich wähle, mit welchem Impuls/mit welcher Fragestellung ich heute beten möchte. Ich nehme mich in meinen Leib war, lasse den Atem strömen, Gedanken und Geräusche ziehen. Ich  wende ich mich im Gebet an Gott (s. Anfangsgebete z.B. von Willi Lambert).

Tagesevangelium: Joh 20,1-18 /Das leere Grab und die Erscheinung Jesu

1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.

2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.

3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;

4 sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.

5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein.

6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen

7 und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

8 Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.

9 Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.

10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.

12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.

13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.

14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.

15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen.

16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.

17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.

18 Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Bibelbetrachtung:

Die Auferstehungsberichte sind uns vertraut. Heute sind Sie eingeladen, sich neu auf die Erzählungen einzulassen. Vielleicht entdecken Sie durch diese Verlangsamung etwas Neues, das Ihnen bislang noch nie aufgefallen ist.

Lesen Sie die Erzählung mehrmals langsam, neugierig und aufmerksam mit der Frage im Hinterkopf: „Was will mir Gott heute sagen. Welche Botschaft hat er für mich?“

Gehen Sie dann Satz für Satz vor und verweilen Sie bei den Worten, die etwas in Ihnen auslösen.

  • Ich bereite in meiner Vorstellung den inneren Schauplatz und tauche in die Szene ein: Was sehe ich? Was höre ich? Was rieche ich?
  • Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Personen, ihre Handlungen, ihre Beweggründe.
  • Ich stelle mir z.B. vor, wie Maria zum Grab geht (vermutlich mit schweren Schritten und hängendem Kopf – wie unter Schock). Was will sie dort? Was lässt sie zu den Jüngern laufen? Was treibt sie jetzt an?
  • Ich versetze mich in die Jünger hinein und achte auf meine inneren Regungen.
  • Petrus und Johannes sehen das leere Grab und kehren nach Hause zurück. Was sind ihre Beweggründe? Maria bleibt. Was lässt sie verharren?
  • Ich stelle mich – wie Maria - in den liebevollen Blick Jesu, er spricht mich mit Namen an. Was sagt er zu mir?

„Die zentrale Erfahrung der Jüngerinnen und Jünger Jesu ist, dass Liebe nie verloren geht. Jesus hat sein Leben für seine Freunde gegeben – und diese Hingabe führte nicht in den Abgrund der Leere, sondern in ein neues Leben.“

Fragen an Maria von Magdala

wo hast du ihn
zum ersten mal gesehen
er saß im morgenlicht
am see und sang ein lied
was hat er dir gesagt
als er dich sah
sei nicht traurig maria und spring
über die sieben schatten deiner vergangenheit
wo hast du ihn
zum letzten mal gesehen
er hing in schwarzer nacht
am kreuz verstummt
was würde er dir sagen
sähe er dich jetzt
sei nicht traurig maria und tanz
mit den sieben farben des Lebens
Andreas Knapp

Bildimpuls:

Schauen Sie sich das Foto in Ruhe an. Welche Stimmung drückt es aus? Wozu lädt es ein?

In vielen Liedern und Texten der Osterzeit wird Christus als die Ostersonne beschrieben, die uns allen aufgegangen ist.

  • Weckt dieses Bild Erinnerungen? Lassen Sie diese Erinnerungen konkret werden.
  • Ist für Sie Glaube an Christus ohne Auferstehung denkbar? Paulus schreibt im Korintherbrief: "Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube." (1 Kor 15,14)
  • Was überzeugt Sie? Was lässt Sie eher zweifeln?
  • Verändert es Ihr Leben je nachdem ob Sie an die Auferstehung glauben oder nicht? Wie wirkt sich dieser Glaube im Leben aus?
  • Was gibt Ihnen Gewissheit und Mut, glaubwürdig für Ihren Glauben einzutreten? Verstehen Sie sich als Zeugin/Zeuge für die Auferstehung Jesu?
  • Mit wem können Sie Ihre Gedanken hierzu teilen?

Textimpuls:

Der Glaube an die Auferstehung braucht Zeit – auch unter den Jüngern. So erzählt es die Bibel: Die Jünger verschließen ihre Türen aus Angst, auch ihnen könnte es an den Kragen gehen. Aber Jesus findet den Weg durch verrammelte Türen in die Herzen der Jünger, er lässt sich nicht durch Wände aufhalten. Alle Evangelisten erzählen von Begegnungen mit Jesus, drinnen und draußen, Begegnungen, die erst den Auferstehungsglauben in den Jüngern begründet und festigt. Da ist Thomas, der seine Finger in die Wunden Jesu legen darf, da ist die Begegnung am See und andere mehr. Es hat gedauert bis die Jüngerinnen und Jünger den Mut fanden, aus ihren Türen, aus der Enge ihrer Vorstellungen herauszutreten und Jesus als den Lebendigen zu bezeugen.

Ist es bei uns nicht gerade ein wenig ähnlich? Auch wir ziehen uns zurück, halten die Türen zu – aus guten Gründen –, gehen uns aus dem Weg, auch unter uns herrscht Unsicherheit, vielleicht auch Angst um uns und unsere Lieben. Wo aber immer wir sind, für Jesus ist keine Wand zu dick, keine Tür zu massiv.

In einer chassidischen Erzählung – sie ist Ihnen vermutlich bekannt - bietet ein jüdischer Schüler dem Rabbi einen Gulden an, wenn er ihm verrät, wo Gott wohnt. Der Rabbi antwortet: „Ich biete dir zwei Gulden, wenn du mir sagst, wo er nicht wohnt!“

Ja, wo sonst wenn nicht in unserer Welt ist Gott, ist Jesus zu finden. Der Begründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, hat das so ausgedrückt: „Gott in allen Dingen suchen und finden.“, im Sprechen, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Denken, in der Schöpfung, in der Arbeit, im Mitmenschen, in sich selbst und überhaupt in allem.

Eine Einladung, jeden Tag von neuem eine Suchende/ein Suchender zu werden.

Tagesvorsatz (nicht nur für heute):

Ich gehe aufmerksam durch diesen Tag, neugierig darauf, wie Gott mir heute begegnen will.

 

Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes Osterfest!

Bild: Hiltrud Höschler

Download

Zurück

 

Eine Sammlung der Exerzitien für die Karwoche 2020 finden Sie (soweit bereits verfügbar) auf dieser Seite: