12. Woche 2021

Liebe Schwestern und Brüder,

“Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.” (Joh 12,24)

Die Kernbotschaft des heutigen Evangeliums bezieht sich auf uns endliche und auf Auferstehung hoffende Menschen. Und sie deutet die prekäre Situation unserer Kirche – nicht nur an diesem turbulenten Wochenende. Das “Weizenkorn” ist der glaubende Mensch. Und es ist die Gemeinschaft der glaubenden Menschen. Der Mensch und die derzeitige Form unserer Gemeinschaft, die “Volkskirche”, sind vergänglich. Beides muss in die Erde fallen und sterben. Wenn wir das verhindern, gibt es keine Entwicklung, nichts Neues, keine Re-Form. Wo – wie bei uns – die derzeitige Form von Kirche als alternativlos, normativ, Maßstab und Antrieb aller Entwicklung, alles Neuen, aller geforderten Reformen verstanden wird, wird sie keine Frucht mehr bringen. Das zeigt die Wirklichkeit in vielen Diözesen Deutschlands genauso wie in unserer Pfarrgemeinde. Gewiss: Wir wollen schon lange Entwicklung, Neues, Reformen, wollen auf neue Menschen neu zugehen. Darum war unsere Pfarrei bekannt für Mut, Innovation und Kreativität. Aber alles will doch letztlich nur das fast tote Betriebssystem Volkskirche re-animieren, will eigentlich nur unsere Gemeinden und Kirchen wieder so voll machen wie zu ihren glorreichen Hochzeiten. Neuer Wein in alten Schläuchen: Das gibt nix. Und wenn wir ehrlich sind, ist genau das die bittere Erfahrung all der vielen Bemühungen der letzten Jahre in unserer einst lebendigen Pfarrgemeinde.

Mit Blick auf das Evangelium ermutige ich: Lassen wir das Weizenkorn in die Erde fallen und sterben. Sonst bleibt es allein. Sonst bleiben wir als Gemeinde(n) allein, unter uns, closed shop. Einzelne unserer sieben Gemeinden sind das de facto bereits, sind leblos, reizlos, tot. Aber wir wollen/können sie nicht sterben lassen. Weil wir unseren eingeschränkten Möglichkeiten mehr zutrauen als Gottes unendlichen Möglichkeiten. Wir haben das Vertrauen in Gottes Möglichkeiten verloren. Warum?

Gewiss: Volkskirche ist tot. Aber Kirche ist nicht tot. Es “sprießt schon” neue Frucht. Wenn unser Blick aber am Toten und Defizitären erstarrt, wird er nichts Neues, Fruchtbringendes sehen. Unser Blick muss österlich werden – das genau ist unsere Sendung: österlich sehen, urteilen, handeln. Gehen wir damit voran. Gerade jetzt. Dann kann es weitergehen. Versprochen: “Siehe, nun mache ICH etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht? ICH lege einen Weg an durch die Wüste und Flüsse im Ödland.” (Jesaja, 43,19).

Wohlgemerkt: ER. Nicht wir. Ohne dieses Vertrauen kommen wir nicht durch diese schwierigen Tage.

Ihr

Unterschrift Herz
Markus Herz, Pastoralreferent

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