18. Woche 2025

Wir trauern um Papst Franziskus

In der Frühe des Ostermontags hat der auferstandene Herr seinen Diener Jorge Mario Bergoglio, unseren Heiligen Vater Papst Franziskus, zu sich gerufen. Auf einen gläubigen Christen wirkt es wie eine göttliche Komposition: Am Ostersonntag erscheint der schwerkranke Papst auf der Loggia des Petersdoms und lässt seine österliche Friedensbotschaft an die Welt verlesen, dann spendet er noch mit letzter Kraft dieser Welt seinen Segen Urbi et Orbi. Die letzten Worte dieses Papstes waren ein Segen.

Die ersten Worte des zum Nachfolger des zurückgetretenen deutschen Theologenpapstes Benedikt XVI. gewählten Erzbischofs von Buenos Aires waren von derselben Loggia am 13. März 2013 ein schlichtes „Buonasera“ – „Guten Abend“. So einfach hatte noch kein neuer Petrusnachfolger den Balkon betreten. Und diese Einfachheit in der Form sollte zum prägenden Markenzeichen seines zwölfjährigen Pontifikats werden.

Der erste Papst aus Lateinamerika legte unüberhörbar den Schwerpunkt seines Petrusdienstes darauf, den Armen und Marginalisierten eine Stimme zu geben. Dabei sprengte er immer wieder jahrhundertealte Konventionen und konfessionelle oder religiöse Engführungen. Er nutzte sein Amt, um auf das Schicksal der Flüchtlinge im Mittelmeer aufmerksam zu machen, er machte seinem erwählten Namenspatron Franz von Assisi alle Ehre und prangerte die Ausbeutung der Erde, den Klimawandel und die Umweltverschmutzung an.

Papst Franziskus war in vielem unkonventionell und setzte seinen eigenen Kopf durch. Das verschaffte ihm bei vielen Menschen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche hohen Respekt und weckte Hoffnungen auf spürbare Reformen. Er hat tatsächlich mit einigen bisherigen Tabus gebrochen und dadurch neue Wege gewiesen, sei es im Umgang mit gleichgeschlechtlich liebenden Menschen, sei es mit wiederverheirateten Geschiedenen. In der die ganze Kirche erschütternden Missbrauchskrise hat er wichtige Schritte unternommen, ist aber auch hinter Erwartungen von Betroffenengruppen zurückgeblieben. Eine Reform der in sich verkrusteten und von manchen Seilschaften geprägten Römischen Kurie hat Papst Franziskus auf den Weg gebracht. Manchen war er zu zögerlich, anderen zu forsch.

Der Papst „aus einem fernen Land“ hat Maßstäbe gesetzt, die die katholische Kirche mit neuen und frischen Gedanken bereichert hat, die einer Fortführung bedürfen. Die Kirche hat unter seinem Pontifikat eine Wandlung vollzogen und stellt sich im Jahr 2025 anders dar als zu Beginn seiner Amtszeit 2013.

Beim Tod eines Papstes ist man geneigt, auf dessen kirchenpolitische Entscheidungen, seine Apostolischen Reisen, seine vielen Begegnungen und Ansprachen zu blicken. Zunächst aber ist ein Papst ein Christ, ein Priester, ein Bischof. Seine erste und entscheidende Aufgabe ist es, Jesus Christus und seine Frohe Botschaft zu verkünden und in Worten und Taten spürbar werden zu lassen. Das hat Jorge Mario Bergoglio als Sohn seines Ordensvaters Ignatius von Loyola als Papst Franziskus tagtäglich auf die ihm eigene Weise und mit der für ihn typischen Handschrift getan. Für diesen ehrlichen und bereichernden Dienst der Verkündigung danken wir ihm aus tiefem Herzen.

Möge der Herr Papst Franziskus seinen treuen Dienst lohnen und ihn teilhaben lassen an der ewigen Osterfreude.

Unterschrift Boss
Oliver Boss, Pfarrer

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