23. Woche 2022

Liebe Schwestern und Brüder,

je älter man wird, desto weniger Premieren gibt es im Leben. Das meiste hat man schon einmal gesehen oder erlebt. Vor zwei Wochen habe ich eine Premierenerfahrung gemacht: In drei Messfeiern in unserer Basilika St. Margareta durfte ich 70 jungen Menschen das Sakrament der Firmung spenden, eine neue und vor allem eine sehr bereichernde Erfahrung. Die jungen Leute hatten sich Anfang dieses Jahres persönlich auf den Weg gemacht, um sich mit ihrem Glauben intensiver auseinanderzusetzen und schließlich die Gabe Gottes, den Heiligen Geist, zu empfangen. So unkonkret der Heilige Geist manchmal für uns daherkommen mag, so konkret war er in diesen Feiern spürbar: in den aufmerksamen und meist strahlenden Gesichtern der Neugefirmten, in den unterschiedlichen Menschen, die mitgefeiert, mitgebetet, mitgesungen haben, in einer im wahrsten Sinne des Wortes geistlichen Atmosphäre.

Über den Heiligen Geist sind unzählige anspruchsvolle theologische Traktate verfasst und dicke Bücher geschrieben worden. Dabei ist der Heilige Geist alles andere als eine trockene Materie. Der Heilige Geist ist das Liebesband, das zwischen dem Vater und dem Sohn wirkt und das in unsere Welt und in unsere menschlichen Herzen ausströmt, um zusammenzuführen und zu einen. „Damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus“, wie wir im 3. Hochgebet bitten. Ein Leib und ein Geist sein in Christus – das vermögen wir Christen nur mit dem Heiligen Geist.

Mir ist sehr bewusst und ich erlebe es täglich in meinem Dienst, dass diese Einheit vielfach gebrochen ist und dass es an vielen Stellen alles andere als geistvoll zugeht in unserer Kirche, in unserer Gemeinde. Aber ich erlebe auch das Gegenteil. Ein solches Beispiel waren für mich (und hoffentlich für viele andere) die Firmfeiern.

Natürlich wirkt Gottes Geist nicht nur in Gottesdiensten oder im kirchlichen Kontext, vielmehr ist er überall dort erfahrbar, wo Liebe ist. „Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht“ (Kol 3,14), schreibt Paulus. Dieses Band ist der Heilige Geist. Das Pfingstfest möchte uns helfen, für das Band der Liebe in unserem eigenen Leben empfindsam zu sein, es vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle neu zu knüpfen und zu festigen.

„Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!“

In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein geist-erfülltes und liebe-volles Pfingstfest!

Ihr und Euer

Unterschrift Boss
Oliver Boss, Pfarrer

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