30./31. Woche 2022

Liebe Gemeinde,

in der gegenwärtigen Diskussion um die Rolle der Frau in der Kirche, an der sich in meinen Augen die Zukunft unserer katholischen Kirche maßgeblich entscheiden wird, lohnt der Blick in die Heilige Schrift. Ich möchte den Blick noch einmal zurück auf das Evangelium des vergangenen Sonntags lenken. Hier begegnete uns Jesus als „Frauenversteher“. Er kehrt bei den Schwestern Marta und Maria ein, zwei Freundinnen, die ihn gern bei sich zu Gast haben. Dabei tritt der unterschiedliche Charakter der beiden Frauen deutlich zutage: Marta versteht sich als gute Gastgeberin und rackert sich ab, Maria sitzt da und lauscht den Worten ihres Herrn. Das Unverständliche: Jesus lobt das Verhalten der Maria und hält es Marta als das eine Notwendige vor Augen. So sehr ich es nachvollziehen kann, wie wichtig es Jesus ist, dass wir auf sein Wort hören, so sehr empfinde ich Mitleid mit Marta, die sich veräppelt vorkommen muss: Sie schuftet und muss auch noch einen Tadel einstecken. So zumindest wirkt die Episode auf den ersten Blick. Beim zweiten Hinsehen dürfen wir jedoch feststellen: Jesus tadelt Marta nicht, sondern er hebt das Hören auf sein Wort als besonders wichtig hervor. Das ist ein deutlicher Unterschied. Marta ist es schließlich, die im Johannes-Evangelium Jesus auf dem Hintergrund des Todes ihres Bruders Lazarus ihr absolutes Vertrauen ausspricht und das Bekenntnis ablegt: „Ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll“ (Joh 11,27). Dieses Bekenntnis der Marta ist dem Messiasbekenntnis des Petrus sehr ähnlich! Marta packt an, und Marta glaubt. Am 29. Juli feiern wir ihren eigenen Gedenktag im Heiligenkalender.

An dieser Stelle passt es gut, einer Frau aus unserer Gemeinde ein ganz herzliches Wort des Dankes und ein „Vergelt`s Gott!“ auszusprechen, die vieles angepackt und auf den Weg gebracht hat: Gabriela Jaik hat die von der Bürgerstiftung Gerricus finanzierte Stelle einer Seniorenreferentin vier Jahre lang innegehabt und mit Leben erfüllt, sie tritt Ende dieses Monats Juli in den Ruhestand. Da es eine solche Stelle vorher nicht gab, musste Frau Jaik dieser ihr eigenes Profil geben.

Das ist ihr in ihrem unermüdlichen Einsatz für die Seniorinnen und Senioren an unseren sieben Kirchorten hervorragend gelungen. Meist mit dem Fahrrad unterwegs, hat Gabriela Jaik zahlreiche Einzelpersonen zu Hause beraten und betreut, Kontakte vermittelt und zu gemeinschaftlichen Veranstaltungen motiviert. Die Corona-Pandemie hat die aufsuchende und auf persönlicher Kontaktaufnahme beruhende Arbeit ziemlich erschwert, aber Frau Jaik hat stets neue Mittel und Wege gefunden, ihre Arbeit fortzusetzen. Die Einrichtung der beiden sehr beliebten Repaircafés, die Fortführung des Seniorenclubs St. Margareta im zentrum plus, die Organisation von Themenabenden und -wochen sowie die Netzwerkarbeit in den Stadtteilen ist ihr großer Verdienst. Die Stelle wird kurzfristig nicht fortgeführt; das Thema Seniorenarbeit gehört also in unserer Gemeinde zu den aktuellen pastoralen Herausforderungen.

Mein herzlicher Dank gilt der Bürgerstiftung Gerricus für die großzügige Einrichtung der Stelle und die Unterstützung der einzelnen Seniorenprojekte. Gabriela Jaik, die ganz bewusst auf eine offizielle Verabschiedung verzichtet, gilt mein aufrichtiger und tiefer Dank für die großartige Arbeit zugunsten der älteren Generation in den vergangenen vier Jahren. Das Pastoralteam, dem Frau Jaik angehörte und in das sie immer wieder wichtige Impulse eingebracht hat, verabschiedet sich von ihr und wünscht ihr Gesundheit, Zuversicht und Gottes reichen Segen im nun beginnenden (Un-)Ruhestand.

Diesen Segen Gottes in diesen Sommer- und Ferientagen wünsche ich Ihnen und euch allen!

Unterschrift Boss
Oliver Boss, Pfarrer

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