4. Woche 2022
Liebe Gemeinde,
Woran man Polizist*innen, Ärzt*innen oder Astronaut*innen erkennt ist noch relativ einfach. Bei Lehre*innen oder Finanzbuchhalter*innen wird es schon schwieriger. Aber woran erkennt man eigentlich den Christus? Das war eine drängende Frage für die Zeitgenossen Jesu. Er behauptete ja immerhin, dass er der erwartete Gottessohn, der Messias, der Gesalbte, der Christus sei. Stimmte das oder war er ein Lügner? Diese Fragen sind ja nicht unwichtig, wenn ich einer derartigen Behauptung Glauben schenken und einem solchen Menschen folgen soll.
Im heutigen Evangelium, in dem Lukas vom Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu berichtet, gibt dieser den Fragenden und Zweifelnden selber die Antwort: Du erkennst den Gesalbten = den Christus daran, dass er den Armen die frohe Botschaft bringt, den Gefangenen die Entlassung verkündet, den Blinden das Augenlicht wiedergibt, den Zerschlagenen in die Freiheit setzt und ein Gnadenjahr des Herrn ausruft. So hatte es der Prophet Jesaja doch vorhergesagt. Jesus hatte genau diese Stelle soeben den Anwesenden in der Synagoge von Nazareth vorgelesen. Ein kurzes Statement reichte ihm dann, um ihnen klarzustellen: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ Punkt.
Das Evangelium, das Lukas von hier an schreibt und das uns durch dieses Lesejahr begleiten wird, ist dann mannigfaches Zeugnis von der Umsetzung dieses Statements. Und Lukas konnte dies wie kein anderer in wunderbare und einprägsame Erzählungen und Bilder kleiden. Es ist kein Zufall, dass die mit Abstand bekanntesten Geschichten der Evangelien der Feder des Lukas entstammen (und oft auch ausschließlich bei ihm zu finden sind) - angefangen beim Weihnachts- und endend beim Emmausevangelium. Ein Lesejahr voller guter Botschaften steht vor uns, eine prall gefüllte Tüte. Möge dieses Evangelium uns im Glauben wachsen lassen und uns als Pfarrgemeinde inspirieren, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Notfalls auch mit Worten.
Markus Herz, Pastoralreferent