42. Woche 2022

Liebe Schwestern und Brüder,

im ehemaligen Kloster Wessobrunn im schönen Oberbayern wurde ein in althochdeutscher Sprache verfasstes Gebet aus dem 9. Jahrhundert gefunden. Dieses so genannte Wessobrunner Gebet lautet:

„Das erfuhr ich unter den Menschen als der Wunder größtes,
Dass die Erde nicht war, noch der Himmel über ihr,
Noch Baum noch Berg,
Noch [...] irgendetwas, noch die Sonne nicht schien,
Noch der Mond nicht leuchtete, noch das herrliche Meer.
als da nichts war von Enden und Grenzen,
da war der eine allmächtige Gott, der Männer mildester,
da waren auch viele göttliche Geister mit ihm.
Und der heilige Gott [...]
Gott, Allmächtiger, der Du Himmel und Erde erschaffen hast und den Menschen so viele gute Gaben gegeben hast, gib mir in Deiner Gnade rechten Glauben und guten Willen, Weisheit und Klugheit und Kraft, dem Teufel zu widerstehen, und das Böse zu meiden und Deinen Willen zu verwirklichen.“

(Übersetzung von Alfred Biese)

Das zweigeteilte Gebet gilt als das älteste christliche Gebet in deutscher Sprache. Der Beter wendet sich nach einem Lobpreis auf den Schöpfer mit einem recht kurzen und doch eindringlichen Gebet an Gott, von dem her er alles erwartet.

Auch in den Sonntagslesungen dieser Woche geht es um das Beten. Jesus lädt uns anhand eines Gleichnisses zum Gebet ein, weil wir von unserem himmlischen Vater tatsächlich alles erwarten dürfen.

Das Wessobrunner Gebet ist ein faszinierendes Zeugnis dafür, dass Menschen aller Zeiten ihre Hoffnung auf Gott setzen. Können Sie sich vielleicht an Ihr erstes Gebet erinnern?

Im Gebet verbunden,
Ihr

Unterschrift Renz
Imanuel Renz, Kaplan

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