44. Woche 2024

Pro hominibus constitutus - Für die Menschen bestellt

Persönliche Bemerkungen zu einem bischöflichen Wappenspruch

 Meine Heimatstadt Neuss steht unserer Stadt Düsseldorf zwar nicht an Alter und Tradition, wohl aber an der Zahl berühmter Bürgerinnen und Bürger um einiges nach. Wenn es um bekannte Persönlichkeiten geht, rühmt sich die kleine linksrheinische Schwester der Landeshauptstadt vor allem ihres Sohnes Josef Frings (1887-1978), des späteren Kardinals und Erzbischofs von Köln. Sein bischöflicher Wappenspruch ist – zumindest im Rheinland -legendär geworden; er begegnet uns an diesem Sonntag in der zweiten Lesung aus dem Hebräerbrief: „Für die Menschen bestellt“ (Hebr 5,1). Kardinal Frings umschrieb das gerne mit: „Ich bin für die Leute da“. Diesem Anspruch ist der in seiner Zeit sehr beliebte und angesehene Bischof augenscheinlich oft gerecht geworden. Andere Bischöfe genießen ein solches Ansehen nicht unbedingt.

 

Je höher der Anspruch, desto tiefer kann auch der Fall sein, wenn es nicht immer gelingt, diesem gerecht zu werden. Im Pastoralteam sprachen wir zuletzt über eine Kultur des Verabschiedens von ehrenamtlich engagierten Frauen und Männern, Jugendlichen und Kindern. Wir mussten uns eingestehen, dass eine solche Kultur nur vereinzelt und sehr unvollkommen existiert. Vergleicht man das ehrenamtliche Engagement in unserer großen Kirchengemeinde vor der Coronapandemie und danach, ist ein Rückgang unübersehbar. Dabei waren meine Kolleginnen, Kollegen und ich selbst erschrocken, wie sehr wir bei Corona und seinen Nachwehen mit uns selbst beschäftigt waren. Manches Engagement in unserer Gemeinde musste zwangsläufig eingestellt werden und wurde nicht wieder aufgenommen, ein schleichender Prozess. Hinzu kamen zeitgleich die Verwerfungen um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der Konflikt mit der Bistumsleitung.

 

In dieser hektischen Zeit und angespannten Situation haben das Pastoralteam und ich die genügende Achtsamkeit und Sensibilität fehlen lassen, wenn einzelne Personen ihr Engagement beendet haben. Das tut mir persönlich und den Kolleginnen und Kollegen sehr leid. Es ist uns ein Anliegen, dies zu benennen und ins Gespräch zu bringen. Spät, aber doch. Was geschehen ist, kann leider nicht mehr ungeschehen gemacht werden.

 

Aufrichtigen Dank an dieser Stelle also ausdrücklich an so viele Gemeindemitglieder, die teilweise über sehr viele Jahre hinweg Kraft, Engagement und Zeit in die unterschiedlichen pastoralen Bereiche in der Großgemeinde St. Margareta investiert haben!

 

„Für die Menschen bestellt“ – ein herausfordernder (Wappen-) Spruch, den uns die Sonntagslesung schenkt.

 

Ihr

Unterschrift Boss
Oliver Boss, Pfarrer

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