10. Woche 2014

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Wirkung eines Produktes ist wichtig. Die Wahrheit über den Inhalt ist zweitrangig. Selten werden z .B. Autos über ihre technische Ausstattung beworben, sondern über ihre Form, die Emotionen weckt. Gefühle oder gar Sehnsucht werden angesprochen. Was technisch unter der Karosserie steckt, ist nachrangig. Um es philosophisch auszudrücken: Das Aussehen und die Wirkung sind wichtiger als die Wahrheit.

Das gilt auch bei Menschen. Der Körper wird gestaltet oder designt durch Sport, durch Kleidung, durch Operationen. Wir möchten verständlicherweise eine bestimmte Wirkung erzielen. Diese Tendenz verstärkt sich. Ich las einen Bericht über einige 14-16-jährige Mädchen, die so jung schon eine Korrektur an ihrem Körper durch eine OP vornehmen wollten, weil sie mit dem Aussehen einiger Körperteile nicht zufrieden waren. Zuhause gab es heftige Auseinandersetzungen mit den Eltern, die diesen Eingriff ablehnten. Dies ist zugegeben ein extremes Beispiel, dass Design wichtiger ist als die Wahrheit über sich selbst. Wenn das Altern oder eine Krankheit den Körper verändern und durch OP’s nicht mehr aufgefangen werden können, wird dann das Leben nicht mehr lebenswert? Was ich damit sagen möchte: unsere Wahrnehmung und damit unser Lebensgefühl wird stark beeinflusst durch unser Umfeld und durch gesellschaftliche Entwicklungen. Das Design ist wichtiger als die Wahrheit. Wie wirke ich? - diese Frage ist wichtiger als die Frage: Wer bin ich?

Im heutigen Evangelium fordert Jesus uns auf: sorgt euch nicht! Er will damit sicher nicht sagen: überlegt Euch morgens nicht so lange vor dem Spiegel, was ihr anziehen wollt. Er will auf eine Wahrheit hinweisen, die im täglichen Tun leicht vergessen wird: Ihr seid Gott sehr viel wert. Seine Liebe ist kostbar und macht Dich schön und einmalig.

Im realen Leben ist erfahrbar: Liebe macht schön. Wer geliebt wird und liebt, hat eine Ausstrahlung, die durch keine Kleidung und kein Körperdesign hergestellt werden kann. Was im Menschlichen zu erleben ist, gilt auch für den Glauben: Gottes Liebe macht schön.

Dazu lädt Jesus uns ein: sucht zuerst die Liebe Gottes. Dann müsst ihr euch nicht um tausend Dinge sorgen machen.

Wenn am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf unsere Stirn gebracht wird mit den Worten; kehre um und glaube an das Evangelium, dann ist dieser Blickwechsel gemeint: Öffne dich der Wahrheit, dass die Liebe zählt. Wie groß ist Deine Liebe zu Gott und Menschen? Wieviel Sorgefalt legst Du auf diese Wahrheit und nicht nur auf die Wirkung? Denn die Wahrheit ist wichtiger als die Wirkung.

Einen guten Start in die Fastenzeit wünsche ich Ihnen.

Unterschrift Sülzenfuss
Karl-Heinz Sülzenfuss, Pfarrer und Leiter der Gemeinde

Bild: Creative Commons License Volker Grunewald, Aschenkreuz, bilder.erzbistum-koeln.de

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