10. Woche 2015

Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus wurde verwandelt, und sein Gewand wurde strahlend weiß.

Was ist da bloß damals passiert auf dem Berg, den wir Christen später mit dem Berg Tabor identifiziert haben? Das Evangelium (Mk 9, 2-10) berichtet von der Verklärung Christi mit Formulierungen, denen man die Unsicherheit der Berichterstatter noch heute anmerkt. Nahezu unsäglich muss der Glanz auf dem Gesicht des Herrn gewesen sein, und dann waren auch noch Mose und Elija erschienen. Ob wir wirklich „schlauer“ wären, wenn wir einen Videofilm von diesem Ereignis hätten? Das wäre zwar möglicherweise der Renner in den sozialen Netzwerken, und sicher hätte ein Starregisseur einen Hollywood-Schinken daraus gemacht. Aber was wäre gewonnen außer Geld in den Kinokassen und bei denen, die davon – oft ganz gut – leben?

Heute steht eine wunderbare Basilika des genialen Architekten Antonio Barluzzi auf dem Berg, der byzantinische Reste aufgegriffen und wunderschön weitergeführt hat. Schon in vorchristlicher Zeit gab es auf dem Tabor Kultstätten. So gleichmäßig schön erhebt sich der Berg aus der galiläischen Ebene, dass er Menschen auf der Suche nach Gott und dem Himmel an- und nach oben hinauf zog.

Aus dem unaussprechlichen Erlebnis der drei Apostel mit Jesus ergab sich ein radikaler Gesinnungs- und Glaubenswandel. Aus Furcht wurde für die Anwesenden eine erste Ahnung von der Herrlichkeit des Himmels, aus dem heraus Gott sich mit seiner Stimme offenbarte. Auch durch die beiden Propheten, die ja schon vor Jahrhunderten verstorben und nun auf einmal wieder anwesend waren, hatte sich die Tür zum Himmel einen Spalt weit aufgetan und hatte den Aposteln einen Blick auf ihr Ende gewährt.

Beim Abstieg vom Berg sprach Jesus ausdrücklich von der Auferstehung, und er verbot ihnen, davon irgendjemand etwas zu erzählen, aber „dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.“ (Mk 9, 10) Statt eines die Phantasie an- oder aufregenden Videofilms haben wir heute das wertvolle Zeugnis der Heiligen Schrift und die Tradition der Erinnerung an das Verklärungsereignis auf dem Tabor-Berg. Und wir haben zusätzlich noch eine Bestätigung im zweiten Petrusbrief (2 Petr 1, 16-19).

Werden wir nicht auch bisweilen beschenkt von prägenden Glaubenserfahrungen, die wir Tabor-Erlebnisse nennen dürfen und die uns auf dem Weg zum Himmel nicht mehr aus dem Gedächtnis gehen? Ich wünsche Ihnen zum 2. Fastensonntag solche „frommen“ Erfahrungen!

Ihr

Unterschrift Pater Robert
Pater Robert ofm

Bild: Tabor-Basilika, A. Fröhling

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