11. Woche 2016

„Bei stiller Nacht…“ (GL 761)

In unserer Pfarrei betrachten wir auch in der Fastenzeit einzelne Lieder. Für den 5. Fastensonntag, den sog. Passionssonntag, ist es das 1649 erschienene Lied des aus Düsseldorf stammenden Jesuiten Friedrich von Spee (1591-1635). Für manchen heutigen Hörer ist der Text zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, weil sehr gefühlsbetont und innig, aber das dürfte die Liebhaber eines anderen Spee-Lieds, nämlich „Zu Betlehem geboren ist uns ein Kindelein“ (2. Str.: In seine Lieb versenken will ich mich ganz hinab…) , eigentlich nicht überraschen.

„Bei stiller Nacht“ ist erstmals unter dem Titel  "Trawrgesang von der Noth Christi am Oelberg in dem Garten" erschienen und zeichnet sich gegenüber dem von Johannes Brahms nach der speeschen Vorlage umgedichteten Volkslied dadurch aus, dass der genuine Dichter Spee ganz aus dem Blickwinkel Jesu schreibt. Das im Original 15 Strophen umfassende Lied ist ein Selbstgespräch des Todesangst durchleidenden Christus im Garten Gethsemane. Vom Herrn selbst lernen die Apostel das Vaterunser, nachdem sie ihn um Hilfe zum Beten gefragt hatten. Mit dem Herrn, der mit seinem Heiligen Geist für uns schwache Menschen eintritt und spricht, wenn uns die Worte fehlen (vgl. Lk 12, 2), ist Beten letztlich erst möglich. Und das gilt ganz bestimmt für Grenzsituationen des Lebens. Wir betrachten in der Passionszeit das Todesleiden Jesu nicht als Zuschauer, sondern sind eingeladen, unsere eigene Begrenztheit und Ohnmacht, unsere menschliche Not, unser Leid und unsere Todesangst mit den Augen und dem Herzen Jesu, unseres Herrn und Bruders, anzuschauen und werden darin den wahren Trost der Jesusliebe erfahren dürfen. „Wir sind Erben Gottes und sind Miterben  Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.“ (Röm 8, 17) Und in der zweiten Lesung des Passionssonntags klingt das so: „Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen. (Phil 3, 10f.) Hierzu hilft das Lied von Friedrich von Spee mit seltener Schönheit und ansteckender Innigkeit, so meint

mit guten Segenswünschen,

Ihr

Unterschrift Pater Robert
Pater Robert ofm

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