14/15. Woche 2015
Liebe Schwestern und Brüder,
Es erinnert mich an manchen „Star“ unserer Tage: Politiker, Sportler, Musiker und andere Prominente. Heute noch hochgelobt, überall gerne gesehen, man reißt sich förmlich darum, diesen Hoffnungsträger einmal sehen zu dürfen. Und schon kurze Zeit später will niemand mehr etwas von ihm wissen, am liebsten würde man ihn aus der Stadt, aus dem Land, verjagen. „Hosanna! Gesegnet sei er, der König.“ - „Kreuzige ihn!“. Diese beiden Rufe erschallen vor 2000 Jahren in Jerusalem. Beide Rufe gelten Jesus. Der erste Ruf am Palmsonntag, der zweite am Karfreitag. Und dazwischen liegen nur wenige Tage.
An diesem Sonntag feiern wir den Palmsonntag. Wir Christen erinnern uns an den Tag, an dem Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzieht. Die Menschen auf den Straßen breiten Kleider und Zweige aus - Zeichen der Verehrung. Sie rufen: „Hosanna! Gesegnet sei er, der König.“ Aber für Jesus ist schon klar, dass diese Verehrung bald vergehen wird, dass sich hier sein Schicksal erfüllen wird: „Kreuzige ihn!“
Diese Tage der kommenden Woche, der „Heiligen Woche“, machen schon nachdenklich. Jesus, der das Leben der Menschen bis in die tiefsten Abgründe hinein teilt, erlebt ein wirkliches Wechselbad der Gefühle.
Bestimmt ist genau dieses Wechselbad der Ausdruck seiner tiefen Solidarität mit uns. In den größten Momenten unseres Lebens, aber auch in den tiefsten Fragen unserer Existenz ist Gott an unserer Seite. Das hat Jesus gepredigt und mit seinem Leben gezeigt.
Viele Menschen müssen in ihrem Leben solche „Wechselbäder“ erleben. Und manchmal erleben sie das „Du bist gelobt“ und „Dich möchte ich vergessen“ von den gleichen Menschen. Die kommenden Tage machen uns deutlich: An ihn, Jesus, kann ich mich wenden, auch wenn sich alle abgewandt haben. Jesus hat das am eigenen Leibe erfahren und durch Leiden, Tod und Auferstehung das „Leben für Alle“ möglich gemacht. Das feiern wir schon bald, an Ostern.
Ich wünsche Ihnen und Euch ein bewusstes Erleben der Heiligen Woche und ein frohes und gesegnetes Osterfest.
Ihr und Euer
Sebastian Lambertz, Kaplan