15. Woche 2016

Liebe Schwestern und Brüder,

Im Frühjahr wiederholt sich jedes Jahr ein grandioses Schauspiel. Überall aus der Erde sprießt neues Leben hervor. Es liegt nahe, Ostern mit diesem Erwachen der Natur zu vergleichen. Doch kann dieser Vergleich das Wesentliche über Ostern ausdrücken. Denn „Nicht von Unsterblichkeit ist Ostern die Rede, sondern von Auferstehung, Auferstehung vom Tode …“ (Dietrich Bonhoeffer).

Natürlich ist die Jahr für Jahr aufblühende Natur ein wunderbares Zeichen des Lebens. Doch nicht der ewige Kreislauf von Tod und Leben ist der Inhalt der Osterbotschaft. Es geht um mehr, um viel mehr.

Es geht um die Auferstehung Jesu und dessen Bedeutung für uns. Ist Auferstehung nur der Trost, dass mit dem Ende unseres Lebens nicht alles vorbei ist, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Oder hat Auferstehung, hat der auferstandene Jesus schon jetzt etwas mit uns und unserem Leben zu tun?

Im Evangelium dieses Sonntags kommt der Auferstandene auf die Jünger am See von Tiberias zu und fragt sie: „Habt ihr nichts zu essen?“

»Habt ihr nichts zu essen?« – Eine anscheinend simple Frage. Essen hat bei Jesus oft eine besondere Bedeutung. Wenn Jesus im Johannesevangelium vom Brot spricht, dann meint er das Brot des Lebens. Jesus hatte doch vor seinem Abschied am Gründonnerstag seinen Jüngern vieles an geistlichen Erfahrun-gen mitgegeben. Sie hätten eigentlich stark genug sein können, ihre neue und schwierige Situation zu bewältigen. Doch die Jün-ger sind so ausgebrannt. Sie sind erschöpft, sie fühlen sich so leer. Sie sind am Ende!

Nun spielen die Jünger nicht den »tapferen Mann«. Sie können es offen zugeben: »Wir haben nichts!« Vielen Menschen in einer vergleichbaren Situation fällt es schwer, das sich selbst einzugestehen und vor anderen zuzugeben: »Ich habe nichts mehr zu bieten! Ich bin leer!« Doch gerade darin liegt die Chance des Neuanfangs: Wenn ich mir meine Niederlage selbst eingestehen kann, dann kann ich auch einen Neuanfang wagen.

Der Neuanfang ist bei den Jüngern erfolgreich! Ihnen hilft Jesus, der Auferstandene auf wundersame Weise! Hilft Jeus auch uns, wenn wir einen Neuanfang wagen?

Der Auferstandene begegnet immer noch verschiedenen Menschen, in verschiedenen Situationen und zu verschiedenen Zeiten. Diese Nachricht ist fast so unglaublich wie die, dass er lebt. Er erscheint den Jüngerinnen und Jüngern noch einmal und noch einmal und ...

Versprochen hat er es uns ja: »Ich bin bei euch alle Tage!« (Mt 28,20) Wie er den Jüngern geholfen hat, so hilft er auch uns: auf seine Weise und zu seiner Zeit!

Ihr

Unterschrift Steinbrecher
Oliver Steinbrecher, Diakon

Bild: Creative Commons License Bernhard Riedl, bilder.erzbistum-koeln.de

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