19. Woche 2019

Liebe Gemeindemitglieder,

Brauchen wir eigentlich eine „Woche für das Leben“? Wir sollten es doch eigentlich an jedem Tag bewusst leben - 365 Tage im Jahr, 52 Wochen. Wozu also eine spezielle Themenwoche einmal im Jahr?

Nun, ich finde es gut, dass die katholische und evangelische Kirche jedes Jahr im Mai eine ökumenische „Woche für das Leben“ ausruft und einen besonderen Aspekt in den Mittelpunkt stellt. Das Motto in diesem Jahr spricht mich besonders an, wohl deshalb, weil ich in meinem seelsorglichen Alltag immer wieder damit konfrontiert bin: „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern“.

Eigentlich sind das ja drei Themen, aber es läuft auf das eine Thema hinaus: Verhinderung des Suizides. Damit wird ein oft verdrängtes Thema aus dem Abseits geholt. Ja, es gibt Menschen, die sich mit der Absicht tragen, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Ungefähr 10.000 tun es jedes Jahr. Wahrscheinlich sind es viel mehr, es gibt hier leider eine Dunkelziffer. Wir können nur erahnen, welches Leid dahinter steckt, wenn ein Mensch sich zum Suizid entschließt. Angehörige bleiben mit Trauer, Schmerz, Schrecken und Entsetzen zurück. Sie sind kaum zu trösten. Wo finden sie Hilfe?

Hier kommen die Kirchen und die Seelsorge mit ins Spiel. Sie erheben ja für sich den Anspruch, gerade auch in Krisen an der Seite der Menschen zu stehen. An der Seite derer, die des Lebens müde geworden sind und die Absicht zum Suizid in sich verspüren, wie auch bei denen, die den Suizid eines nahe stehenden Menschen zu beklagen haben. Sie alle können die Hilfe der Kirchen in Anspruch nehmen: Seelsorgliche Begleitung, kompetente Hilfe in den Beratungsstellen von Caritas und Diakonie, Kontakt in und mit Selbsthilfegruppen in den Gemeinden, Notfallseelsorge und natürlich die Telefonseelsorge - hier kann man 24 Stunden am Tag anrufen.

In dieser „Woche für das Leben“ gedenken wir in den katholischen und evangelischen Gemeinden im Gottesdienst der Menschen, die des Lebens müde geworden sind. Wir wollen zeigen, dass es sich dennoch zu leben lohnt und genau darüber miteinander ins Gespräch kommen. Auf einer Veranstaltung (9. Mai, siehe Ankündigung) in Kooperation mit der ASG und der Seelsorge am LVR-Klinikum suchen wir unter dem Titel: „Leben lohnt“ miteinander nach Auswegen aus der Lebens-Müdigkeit. Dieser Abend hat drei große Ziele: „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern“.

Ihr

Pfarrer Dr. Wolfgang Reuter

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