Liebe Schwestern und Brüder,

Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.

Dass sich die Kulturen mischen, ist in allen Zeiten der Menschheitsgeschichte zu beobachten. Zumeist ist es ein Gewinn, wenn Menschen sich für Fremdes öffnen und darin das Gute entdecken. Im heutigen Evangelium gelingt die Verbindung über Kultur- und Religionsgrenzen hinweg. Ein römischer Hauptmann, aus jüdischer Sicht ein Heide, nimmt Kontakt zu Jesus und seinen Jüngern auf.

Dieser Hauptmann in Kafarnaum schickt einige der Ältesten zu Jesus, da einer seiner Diener todkrank ist. Und er hofft, dass Jesus dem Diener helfen kann. Was soll er tun? Naja, würden wir sagen, zu Jesus gehen und ihn selber bitten, zu kommen oder noch besser, ihn einfach herbeizitieren, der Hauptmann ist schließlich der Chef in Kafarnaum.

Aber es kommt doch anders. Der Hauptmann, von dem Jesus später beeindruckt sein wird wegen seines großen Glaubens, er scheint sich nicht wie ein Besatzer aufzuführen. Er, der Heide, hat dafür gesorgt, dass die jüdische Bevölkerung in Kafarnaum einen Ort hat, wo sie Gott anbeten kann. Schließlich bittet er Jesus auch nicht zu sich ins Haus. Seine Begründung ist für einen Hauptmann und Besatzer überraschend: „Herr, bemühe dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden ...“

Dieser Glaube und dieses Vertrauen haben Jesus schwer beeindruckt und erstaunt über den Hauptmann. Er dreht sich zu seinen eigenen Leuten um und sagt: „Ich sage Euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden“.

Das ehrliche Gebet des Hauptmanns, ein Gebet für einen anderen Menschen, soll uns Beispiel sein, wie wir für andere Menschen und miteinander beten können, über Religions- und Kulturgrenzen hinweg.

Ihr

Oliver Steinbrecher, Diakon