24. Woche 2015

Wir sind Mutter und Brüder Jesu

Sehr befremdlich ist der Familie Jesu Verhalten. Er zieht Massen an. Er nimmt sich wenig Zeit für sich selbst. Er erscheint seinen Verwandten als verrückt, „wie von Sinnen“, schreibt der Evangelist Markus. Sie sind so besorgt, dass sie ihn sogar mit dem kräftigen Einsatz ihrer Hände aus der Menge wegholen wollen. Aber sie können wegen der Menschenmasse nicht zu ihm durchdringen. Daher lassen Sie ihn ausrufen. Sein Antwort ist sehr brüsk: Wer sind denn meine Verwandten? Wer ist meine Mutter? Das muss doch in den Ohren der Familie endgültig als durchgeknallt gelten. Und dann setzt Jesus noch eins drauf: Ihr seid meine Brüder und meine Mutter.

Er definiert Verwandtschaft neu: wer den Willen Gottes erfüllt. Wer an mich glaubt und diesen Glauben in der Tat umsetzt, der ist für mich meine Familie. Blutsverwandtschaft ist nicht entscheidend. Obwohl wir sagen, dass Blut dicker ist als Wasser, lebt Jesus eine andere Wahrheit. Es ist nicht das Blut der Verwandtschaft, sondern das Blut Jesu, das verbindet. Wir sind mit ihm und durch ihn Blutsbrüder und Blutsschwestern.

Es gibt Orden, die setzen das durch ein deutliches Zeichen um: Wenn die Männer oder Frauen in den Orden eintreten, bekommen sie einen neuen Namen. Es zählt jetzt eine andere Verwandtschaft als nur die des Blutes. Für diejenigen, die es leben können, ist dies auch der Grund für den Zölibat. Es ist ein leiblicher Ausdruck für die Einbindung in die Verwandtschaft mit   Jesus.

Damit kein Missverständnis einsteht: damit sind die anderen Lebensformen nicht abgewertet. Auch als Verheiratete, als Alleinerziehende kann man sehr beeindruckend und sehr glaubwürdig den Glauben leben und dadurch ein kostbares Mitglied der Verwandtschaft Jesu sein. Die Ehelosigkeit, die eine besondere Form der Verbindung zu Jesus lebt, wertet die anderen Formen der Verbundenheit nicht ab.

Mit dem kommenden Sonntag beginnt in St. Margareta die Blutsoktav mit der Prozession und den Gottesdiensten der Woche, in denen die Blutsreliquie verehrt wird. Der Titel „Bluts“-oktav bekommt durch das heutige Evangelium einen besonderen Akzent: Wir sind die Familie Jesu, verbunden durch ihn. Wir schließen uns als Familie aber nicht ab, sondern öffnen uns. Wir glauben, dass wir etwas Attraktives haben, dass uns zusammenhält: der Glaube an Jesus Christus. Und wenn wir nicht die „buckelige“ Verwandtschaft sind, der man lieber den Rücken kehrt, sondern die gastfreundliche und einladende, die neugierig macht zum Kennenlernen, tragen wir zur Lebendigkeit der Familie Jesu bei.

Eine gesegneten Sonntag wünscht Ihnen

Ihr Pastor

Unterschrift Sülzenfuss
Karl-Heinz Sülzenfuss, Pfarrer und Leiter der Gemeinde

Bild: Creative Commons License Dietmar Axler, bilder.erzbistum-koeln.de

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