39. Woche 2016

Liebe Brüder und Schwestern,

 

Sub specie aeternitatis…

Von Baruch de Spinoza (1632-1677) stammt der Gedanke, das Leben und die Dinge dieser Welt „unter dem Blickwinkel der Ewigkeit“ (sub specie aeternitatis) zu betrachten. Das scheint so gar nicht mehr in unsere Zeit zu passen. Menschen heute wollen den Augenblick leben und genießen. Der Verweis auf die Ewigkeit, auf Himmel und Hölle, das Jenseits scheint als eine manchmal billige Vertröstung empfunden zu werden, zu stören. Zumindest lässt man sich gerne von solchen Gedanken ablenken. Wenn sie uns im persönlichen Leid, in der Situation des Abschieds von einem lieben Menschen, in Trauer und Not dann doch einholen und berühren, dann sind wir meistens hilflos.

Das Evangelium vom reichen Prasser und dem armen Lazarus – unter diesem Namen hat es sich mir von Kindheit an eingeprägt – holt uns an diesem Sonntag heftig aus der Reserve. Jesus erzählt uns eine harte Geschichte. Holzschnittartig wird geschaut auf das Leben nach dem Tod in Beziehung zum Verhalten des Menschen auf der Erde. Keine Nachbesserung möglich, keine billige Entschuldigung, weder der Hinweis auf die schuldige Barmherzigkeit noch der Appell, wenigstens den Nachfahren auf der Erde noch eine Mahnung zukommen zu lassen, helfen jetzt noch, den schier unüberwindlichen Graben zwischen Hier und Dort zu schließen.

Noch Fragen?

Doch, noch eine! Was ist mit Mose und den Propheten – das heißt der Verkündigung des Alten Bundes – und dem, der wahrhaft von den Toten auferstanden ist – das ist die Botschaft des Neuen Bundes in Jesus Christus?

Diese Botschaft macht die Kirche aus; sie lebt von ihr und hoffentlich für sie, nämlich die uns Gläubigen geschenkte Tatsache, dass das Leben in Jesus Christus gesiegt hat über den Tod. Er lebt im Heute der Kirche und der Sakramente und erwartet und empfängt uns in der Ewigkeit des Himmels.

Die Geschichte vom reichen Prasser und dem armen Lazarus erzählt Jesus uns, damit wir das, was wir heute denken, reden und tun „sub specie aeternitatis“ betrachten. Da wird uns aufgehen können, dass Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist, und als Auferstandener sagt er uns: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28, 19-20)

Ihr

Unterschrift Pater Robert
Pater Robert ofm

Bild: Creative Commons License Jean-Pierre Bazard, via Wikimedia

Download

Zurück