40. Woche 2015

Liebe Schwestern und Brüder,

Wir Christen haben klar festgelegt wer drinnen ist - wer draußen, wer dazu gehören darf - wer nicht (mehr). Darin unterscheiden wir uns nicht von einem Kleingartenverein. Wir haben die Taufe: Durch sie werden wir zu Christen und damit zu Mitgliedern der Kirche. Wir haben ein 1752 Canones umfassendes Kirchenrecht: Es regelt präzise diese Mitgliedschaft und beendet sie, wenn wesentliche Punkte nicht (mehr) erfüllt/befolgt werden. Zusätzlich haben wir in Deutschland das fast einmalige System der Kirchensteuer: Wer nicht mehr bezahlt ist draußen. 

Es könnte also alles so einfach sein, wenn wir im heutigen Sonntagsevangelium nicht die Worte Jesu hätten: In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ (Markus 9,38-40) Genau darin unterscheiden wir uns von einem Kleingartenverein, denn wir müssen immer mit einem je größeren Gott rechnen - einem Gott, der immer größer sein wird als alles menschliche Denken, Sprechen, Rechnen, Lieben, Vergleichen, Urteilen. Die Jünger handelten ja richtig, denn sie richteten sich nach den ihnen bekannten Kriterien für diejenigen, die in Jesu Namen Dämonen austrieben. Einer erfüllte das Kriterium der Nachfolge nicht – folglich durfte er auch keine Dämonen in Jesu Namen austreiben. Der Sohn Gottes erweist sich auch hier als größer – größer als unsere Logik, unsere Kriterien, Gesetze – ja als unser Herz: Er ist barm-herziger! So kann er einladen: „Hindert ihn nicht!“ 

Wen hindern wir heute nicht alles daran, Christus nachzufolgen? Wie viele Menschen, die wirklich „Wunder“ vollbringen könnten, schließen wir dank unserer Kriterien und Gesetze aus?

Bitten wir Gott heute und in der kommenden Woche um drei Dinge:

  • Dass seine Barmherzigkeit stets größer sei als unsere Kriterien und Gesetze,
  • dass wir ihm auch in seiner verschwenderischen Barmherzigkeit nachzufolgen vermögen
  • und dass er uns von der Angst vor dem Untergang der Kirche befreit, wenn wir diejenigen einladen und willkommen heißen, von denen wir meinen, dass sie Christus nicht nachfolgen.

Wir brauchen keine Angst zu haben: Christus ist der Herr der Kirche, nicht wir. Und sein Kriterium und sein Gesetz ist die Liebe. Das schafft tatsächlich kein Kleingartenverein.

Einen glücklichen Sonntag wünscht wieder einmal

Unterschrift Herz
Markus Herz, Pastoralreferent

Bild: Justitia, © Peter Weidemann, via pfarrbriefservice.de

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