46. Woche 2016

Liebe Schwestern und Brüder,

Volks-Trauer-Tag. Ist Trauer nicht etwas sehr Persönliches, Intimes? Erlebe ich nicht in dem Schmerz der Trauer größte Einsamkeit? Wie schwer ist es, jemand in dieser Grenzsituation beizustehen, Anteil zu nehmen, Mitleid auszudrücken? 

Der Volkstrauertag an diesem Sonntag ist neben Allerheiligen und Allerseelen für uns in der Katholischen Kirche und dem Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag der evangelischen Christen ein weltlicher oder politischer Tag des Gedenkens an die Opfer der Kriege. Zu ihm gehören die Feierstunde im Bundestag und viele solcher Gedenktreffen an Ehrenmalen für die gefallenen Soldaten. Tod und Trauer werden sonst wohl gerne in den Hintergrund geschoben, wenn nicht gar aus dem Alltag verdrängt, und doch besuchen viele Menschen in diesen Herbsttagen die Gräber ihrer Lieben. Sie sind mit unserem Leben verbunden und gehören über ihren Tod hinaus zu uns. Das lässt sich nicht dauerhaft verdrängen, und wir stellen uns dieser Tatsache.

Das Bild zeigt ein Familiengrab auf dem Zentralfriedhof in Mailand. Die junge Mutter beugt sich mit ihren noch kleinen Kindern über das Grab ihres möglicherweise als Soldat gestorbenen Mannes, des Vaters der Kinder. Das Baby wird von der Witwe zum Kruzifixus hin gehalten, damit es den Heiland am Kreuz küssen kann. Manche mögen das etwas kitschig finden…  Für mich sind hier Schmerz und Trost, Abschied und Hoffnung auf Wiedersehen, Leben, Tod und himmlische Verheißung, in gelungener Weise in ein Bild gebracht, dargestellt. 

Der Eröffnungsvers der Sonntagsmesse am Volkstrauertag lautet: „So spricht der Herr: Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils. Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören und euch aus der Gefangenschaft von allen Orten zusammenführen.“ (Jer 29)

Unsere österlich-frohe Botschaft verheißt Befreiung aus der „Gefangenschaft“ der Trauer.

Und das tief im Herzen zu verstehen wünscht Ihnen

Ihr

Unterschrift Pater Robert
Pater Robert ofm

Bild: © Robert Jauch OFM, Mailand 2006

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