52. Woche 2014, 1/2015

Gott lächelt uns an

Damit es Weihnachten werden kann, gehören für viele von uns und unseren Zeitgenossen besondere Speisen dazu, die schon die Großeltern zubereitet haben. Für andere gehört Schnee dazu, der aber auch in diesem Jahr nicht kommen wird. Für andere gehören zum Weihnachtsfest Kinder oder Enkelkinder. Ein besonderer Schmuck, oft schon sehr alt, zaubert Weihnachtsatmosphäre in die Wohnung. Wenn ich die Äußerungen in Radios höre oder in der Zeitung lesen, was Weihnachten ausmacht, dann werden diese Dinge genannt. Eine Äußerung hat mich sehr nachdenklich gemacht: Wir feiern kein Weihnachten, denn die Kinder sind erwachsen, Enkel haben wir noch keine. Weihnachten kann man nur feiern mit kleinen Kindern.

Dass viele an Weihnachten auch in die Kirche gehen, wird erst auf ausdrückliches Nachfragen des Reporters gesagt. Der Rahmen des Weihnachtsfestes hat sich selbständig gemacht und vom Inhalt gelöst. Und die Zeit hat sich verschoben: die Weihnachtszeit beginnt mit dem Advent und endet spätestens Neujahr.

Wenn wir Christen Weihnachten feiern, dann freuen wir uns über die Menschwerdung Gottes durch Jesus Christus. Der Gott Jesu Christi mischt sich ein in unser Leben auf dieser Erde. Durch seine bedingungslose Liebe und Treue verwandelt er den Blick auf das Leben.

Gott erlebt durch Jesus Christus die Härte des Lebens, spürt die Ablehnung, nicht willkommen zu sein. Die Angst des König Herodes um seinen Machterhalt lässt ihn nach Ägypten fliehen. Und dennoch setzt Gott deutlich auf Versöhnung, auf treue Zuwendung und Liebe. Er wirbt um diese Liebe als Antwort auf sein Zugehen auf uns. In dem klassischen Weihnachtslied „Stille Nacht“ heißt in der 3. Strophe: Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund. Mit einem Lächeln lädt Gott uns durch Jesus Christus ein, ihm zu vertrauen. Dieses Lächeln Gottes ist ein Kern von Weihnachten.

Ein dankbares Lächeln konnten wir in der ökumenischen Caritas-Arbeit erleben, als wir den Familien, darunter vielen Flüchtlingen, die Tüten und Geschenk-Gutscheine als Weihnachtsgruß übergeben haben. Sie haben als Christen durch Ihre Spenden und Hilfen einen deutlichen Akzent gegen die Demonstrationen auf den Straßen gesetzt: Ihr seid uns willkommen. Das vermittelt über die materiellen Gaben hinaus das Gefühl von Ankommen: Hier kann ich Abstand gewinnen zu der Brutalität und Armut im Heimatland. Hier darf ich aufleben. Weihnachten für uns Christen verkündet die Botschaft im Namen Gottes: wir dürfen aufleben, weil Gott durch seine Menschwerdung die Welt verwandelt. Er verwandelt sogar den Tod in ewiges Leben.

Im Namen von uns Seelsorgern wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten Gottes Segen für das neue Jahr.

Ihr

Unterschrift Sülzenfuss
Karl-Heinz Sülzenfuss, Pfarrer und Leiter der Gemeinde

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