Statement von Pfr. Msgr. Oliver Boss zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Pfr. O. (13.12.2020)

In einem Artikel des Kölner Stadtanzeigers vom 09.12.2020 war zu lesen, dass der damalige Pfarrer von St. Katharina, J. O., beschuldigt worden sei, einem Kindergartenkind Ende der siebziger Jahre sexualisierte Gewalt angetan zu haben. Diese Nachricht wurde von der örtlichen Presse aufgenommen und hat in den Ortsgemeinden St. Katharina und St. Reinold, in denen der Seelsorger tätig war, wie auch in unserer großen Pfarrei St. Margareta, in der ganzen Stadt Düsseldorf und weit darüber hinaus große Bestürzung ausgelöst. Auch über mich brach es am Mittwochabend völlig unversehens herein. Seitdem erreichen mich zahlreiche Nachrichten von extrem schockierten und betroffenen Menschen aus unseren Gemeinden. Ich erlebe Fassungslosigkeit und eine große Sprachlosigkeit wegen dieser Beschuldigung. Ich persönlich bin als ein Nachfolger von Pfarrer O. ebenso schwer betroffen und teile die Gefühle der Menschen vor Ort uneingeschränkt.

Wir fühlen zutiefst mit dem Betroffenen, dem in früher Kindheit von einem Vertreter der Kirche Wunden zugefügt wurden, die wohl ein Leben lang nicht heilen werden. Ich empfinde darüber als Priester tiefe Scham.

Da Pfarrer O. zu Lebzeiten nicht mit dem Vorwurf konfrontiert worden ist und sich daher nie persönlich dazu äußern konnte, gilt die Unschuldsvermutung. Das Erzbistum Köln weist darauf hin, dass sich mögliche weitere Betroffene sowie Personen, die Kenntnisse von diesem oder auch möglichen anderen Fällen haben, unter allen Umständen bei der Stabsstelle Intervention im Generalvikariat melden mögen.

Auf einer anderen Ebene richten sich die Emotionen der Menschen gegen den Umgang der Verantwortungsträger im Erzbistum Köln mit diesem angezeigten Fall von sexualisierter Gewalt. Die im Zeitungsartikel behauptete Behandlung des Falles durch die Bistumsleitung hat viele Fragen aufgeworfen, die nicht nur in den öffentlichen Medien, sondern auch in kirchlichen Kreisen und natürlich auch in unserer Pfarrei heftig diskutiert werden.

Vorgestern hat Kardinal Woelki mitgeteilt: „Um die gegen mich erhobenen kirchenrechtlichen Vorwürfe zu klären, bitte ich den Heiligen Vater um eine Prüfung in dieser Frage. Es bleibt dabei: Versäumnisse im Umgang mit sexualisierter Gewalt müssen offengelegt werden, unabhängig davon, gegen wen sie erhoben wurden. Dies bezieht auch mich ein.” Sobald eine Prüfung in dieser Sache durch Rom erfolgt ist, wird das Erzbistum dies öffentlich mitteilen.

Pfr. Msgr. Oliver Boss

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